Ebla

Ebla
Ẹbla,
 
Ịbla, altorientalische Stadt in Nordsyrien, die u. a. in akkadischen Texten von etwa 2250 bis 1950 v. Chr. mehrmals erwähnt wird; im 2. Jahrtausend nehmen Erzählungen aus Hattusa Bezug auf Ebla. Die Stadt wird seit 1964 von italienischen Archäologen unter P. Matthiae in dem Ruinenhügel Tell Mardich etwa 65 km südlich von Aleppo ausgegraben. - Ebla war bereits 2400-2150 v. Chr. ein bedeutender Stadtstaat, ein wichtiger Knotenpunkt an der alten Handelsstraße, die von Mesopotamien über die syrisch-palästinensische Landbrücke nach Ägypten führte. Es wurde von Königen regiert, deren Vormachtstellung durch Tribute anerkannt wurde und die weit gespannte Handelsbeziehungen bis nach Iran unterhielten. Um 2200 wurde Ebla von Sargon und erneut von Naramsin zerstört, seine Unabhängigkeit gewann es aber um 2000 wieder. Vermutlich wurde es im 16. Jahrhundert v. Chr. von den Hethitern bei deren Eroberungszügen vollständig zerstört.
 
Die Ausgräber unterscheiden Schicht Mardich I, die ins 4. Jahrtausend zurückreicht, Mardich IIA (2800-2400), Mardich IIB1 (2400 bis um 2200) und IIB2 (bis 2000) sowie v. a. in der »Unterstadt« die Epoche der mittleren Bronzezeit (Mardich IIIB, 2000-1500). Am Westhang der »Akropolis« wurden der ältere Königspalast (Mardich IIB1) sowie verschiedene einräumige (syrischer Langraumtyp) und ein großer mehrräumiger Tempel freigelegt. Unter den zahlreichen Einzelfunden befindet sich in zwei Kammern ein Tontafelarchiv, in der einen Kammer rd. 1 000, in der anderen rd. 15 000 Keilschrifttafeln; außerdem Funde von Resten geschnitzter Möbel, Intarsienarbeiten u. a. Die bildenden Künste dieser Epoche zeigen Einflüsse der sumerischen Kunst der frühdynastischen Zeit, zugleich aber in Stil und Motivschatz eigenständige Züge. Die Stadt war von einem Erdwall umgeben mit vier mächtigen Toren mit mehreren Durchgängen, die in die vier Stadtviertel führten. In der Unterstadt wurden in einem der Verwaltung dienenden Palast (errichtet zwischen 2000 und 1800) unter einem seiner Höfe zwei reich ausgestattete Fürstengräber (nach 1800) entdeckt; in einem fand sich u. a. ein ägyptisches Zepter. Aus der Zeit um 1800 v. Chr. stammen reliefverzierte steinerne Kultbecken.
 
1974-76 wurde das Palastarchiv mit Keilschrifttafeln in sumerischer und akkadischer sowie vorwiegend in einer bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten nordsemitischen Sprache (wohl einheimisch, daher modern als Eblisch oder Eblaitisch bezeichnet) ausgegraben. Entzifferungen dieser Sprache durch G. Pettinato wurden durch das Auffinden von eblisch-sumerischen Wortlisten unter den Tontafeln ermöglicht. Das Eblische ist in einer Silbenschrift wiedergegeben. Die meisten der Tontafeln beziehen sich auf das Wirtschaftsleben (Registratur von Getreide, Wolle, Metall); Haupthandelsgüter waren Stoffe und Edelhölzer, außerdem Edelmetallarbeiten, Möbel u. a. Das Archiv enthält auch reiches Material über politisches Geschehen, Gesellschaft, Verwaltung und Recht. Häufig wird von dem Stadtstaat Mari berichtet, der offenbar von einem der frühen Könige von Ebla erobert wurde. Königliche Urkunden wurden im Gegensatz zu sumerischen Gepflogenheiten im Namen von König und Königin ausgestellt; Gehaltslisten geben Aufschluss über soziale Verhältnisse. Aus der Zeit um 1800 v. Chr. stammen Übersetzungen sumerischer Dichtungen ins Eblische (u. a. die früheste Fassung des Gilgameschepos).
 
 
C. Bermant u. M. Weitzmann: E. (a. d. Engl., 1979);
 G. Pettinato: E. (Mailand 1979);
 P. Matthiae: E. (a. d. Ital., London 1980);
 
La lingua di E., hg. v. L. Cagni (Neapel 1981);
 P. Matthiae: I tesori di E. (Rom 21985);
 
E. 1975-1985. Dieci anni di studi linguistici e filologici, hg. v. L. Cagni (Neapel 1987);
 G. Pettinato: E. A new book at history (a. d. Ital., Baltimore, Md., 1991).

Universal-Lexikon. 2012.

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